Suffizient und Schön
Die Arbeit am Stechlin-Institut und die Kooperationen haben uns sensibel für unser unmittelbares Umfeld, seine Geschichte und seine Menschen gemacht. Der dünn besiedelte Landstrich und seine Bewohner*innen sind stark von der industrialisierten Landwirtschaft geprägt. Der Rückbau relevanter Infrastruktur hat in Bezug auf den Arbeitsmarkt und im Selbstverständnis der Menschen Wunden gerissen, die bisher kaum adressiert wurden. Die Resilienz der Böden wie der Menschen hat Schaden genommen und die Kompetenz zu Nachhaltigkeit wurde ins Private verlagert. Nur noch dort wird nachhaltig Gemüse gepflanzt, wird repariert und ist “upcycling” aus purer ökonomischer Notwendigkeit noch immer eine alltägliche Praxis.
Auf der anderen Seite erleben wir die Menschen aus den Städten, die mit der Sehnsucht nach dem Pastoral-Intakten ans Stechlin-Institut kommen. Sie weichen der räumlichen Verdichtung der Ballungszentren aus. Aber noch wesentlicher, sie suchen Wege aus der Kapitalisierung sämtlicher Lebensbereiche, um hier am SI die Möglichkeiten größerer Selbstbestimmtheit, Freiheit und Kohärenzgefühl in einem natürlichen Ganzen zu erleben.
ruralMindshift
Voller Begeisterung haben wir festgestellt, dass wir nicht die einzigen Knalltüten sind, die versuchen Massenaussterben und Klimakatastrophe nachhaltig suffizient zu beantworten. Im Gegenteil, wir haben international viele Menschen gefunden, die sich wie wir aufgemacht haben einen Ort zu schaffen, der im ländlichen Raum ein anderes Leben versucht. Es geht um den respektvollen Umgang mit Leben, Natur, Umwelt und dem Anderen. Wir haben immer wieder festgestellt, dass es das Engagement Einzelner ist, verhaftet in dem Glauben an die Möglich- und unbedingte Notwendigkeit einen convivialen Weg zu gehen. Diese „autonomen“ Initiativen gibt es überall auf der Welt, schon seit einigen Jahrhunderten. Es waren meistens Pioniere bzw. schöpferische Einzelkämpfer, doch mit ihnen gingen meist die Orte und vor allem das Wissen verloren. Ruralmindshift ist die Vision dieses rurale Engagement zu bündeln, zu teilen und zu archivieren. Eine (zukünftig) dezentrale Datenbank wird von den Initiativen selbst mit Erfahrungswissen gefüttert. Medienhaus aus Berlin hat dieses open source basierte System auf Basis von Matrix erstellt und Ruralmindshift zur Verfügung gestellt. Wir treffen uns im Dezember und werden die ersten Daten einpflegen. https://www.ruralmindshift.org/
Alte Weisen
Zum Themenkomplex Resilienz, Suffizienz und Regeneration sprechen wir die wichtige Gruppe der Senior*innen an.
Durch die Brille unserer zukünftigen Postwachstumsgesellschaft betrachtet, gewinnen die Praktiken der Senior*innen, gerade jenen des ländlichen Ostens, an Relevanz. Ihr Lebensstil zeichnet sich bis heute durch eine stark lokalisierte Produktivität und einem erstaunlich geringen ökologischen Fußabdruck aus. Wie könnte eine Gesellschaft, die sich entschieden hat im Rahmen der planetaren Leitplanken zu leben (Klimaneutralität 2040) und sich auch von der Maßlosigkeit einer bedingungslosen Globalisierung verabschieden muss (Covid 19), von den Fertigkeiten, vom Maß dieser Menschen profitieren um neue Qualitäten nicht im Weniger, sondern im Anderen zu entdecken? Ein Format also, um relevante Praktiken lokaler Innovationssysteme sichtbar und verfügbar zu machen, aber auch um dem Verdienst dieser Expert*innen des Alltags Augenmerk zu schenken und ihnen und ihrer Lebensleistung Wert beizumessen.
Dazu werden wir die Menschen an ihren Orten aufsuchen. In ihren Küchen und Gärten und Gespräche mit ihnen führen, Alltägliches mit ihnen teilen und dies in Fotos und Audioaufnahmen dokumentieren. Abschließend wird eine Dokumentation in Form eines Magazins erscheinen und die Protagonist*innen werden ans Stechlin-Institut eingeladen um in unserer neu entstandenen großen Wirtschaftsküche einen gemeinsamen feierlichen Abschluß zu finden.
Die DIY-Praktiken der Senior*innen erweitern die gelebte Nachhaltigkeit des Stechlin-Instituts zu einem Ort generationsübergreifenden experienziellen Lernens für Menschen vom Land und aus der Stadt. Einschränkungen beim Konsum werden bewusst entschieden um durch neue Lebensqualitäten, wie z.B. Zeitwohlstand, überkompensiert und als Befreiung empfunden zu werden. Sobald wie möglich sollen wieder mehrtägige Workshops angeboten werden und Impulse der Suffizienz – angereichert durch das Erfahrungswissen der Senior*innen, werden von hier aus mitgenommen in den Alltag der Jüngeren und Jungen – über die Dörfer und in die Städte. Als Erfahrung der Selbstwirksamkeit und als persönlicher Beitrag für eine positive Veränderung hin zu einem planetar fairen postfossilen Lebensführung.
Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
quertransfer
Das Stechlin-Institut – mitten im Wald, aber nur 80km von Berlin – engagiert sich, um das Potenzial künstlerischen Denkens gesellschaftlich wirksam zu machen. Es ermöglicht Erfahrungen an der Schnittstelle von Neugier, Kunst und Gesellschaft, um durch ungewohnte Perspektiven Nachhaltigkeit zu befördern.
Seit 2015 bietet das Stechlin-Institut Non-Profit-Organisationen einen Ort, um konzentriert zu arbeiten und gleichzeitig Teil eines sozialen Organismus zu werden. Bisher haben über 70 NGOs und zahlreiche Künstlerinnen von diesem Angebot gebrauch gemacht. Mit dem Sustainability Experience Program wollen wir diesen Ort ab 2020 auch For-Profit-Unternehmen öffnen.
Dazu laden wir gezielt Unternehmen ein, die ebenso an Nachhaltigkeitszielen arbeiten / arbeiten wollen. Für ein bis zwei Tage erleben sie am Stechlin-Institut unseren Zugang zu Suffizienz unmittelbar und praktisch. Unsere künstlerische Perspektive bietet den Rahmen, neues Erfahrungswissen zu sammeln, Impulse, um den Purpose of Business neu zu visionieren und den individuellen Mindshift für eine nachhaltige Zukunft zu initialisieren. Dabei gehen wir den Fragen nach: Wie können wir nachhaltig resiliente Unternehmensstrukturen schaffen? Wie das eigene Unternehmen sicher durch diese Zeiten führen, die eben genau das sind: disruptiv? Was passiert, wenn Wachstum nicht mehr das einzige Ziel sein kann? Auf welche Qualitäten kommt es zukünftig an? Und wenn Arbeitszeit immer mehr als Lebenszeit aufgefasst wird, wenn Wertschöpfung mit Wertschätzung verknüpft wird, wie justieren wir unseren Kompass?
Ansatz: Das Sustainability Experience Program
Wir haben nicht DIE Lösung, aber wir haben einen sehr zeitgemäßen Ansatz: Wir wollen den Transformationsprozess in der Methodik künstlerischen Denkens nachvollziehbar machen. Komplexe Veränderungen fragen nach verschiedenen Formen des Wissens und danach, wie sich unterschiedliche Perspektiven kreativ aufeinander beziehen lassen. Die große Transformation verlangt nach neuen Narrativen und Experimenten.
Das Stechlin-Institut ist ein solches Experiment. Ausgezeichnet durch diverse Förderungen im Kontext nachhaltiger Entwicklung, unter anderem vom Rat für Nachhaltige Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland, lebt es durch unsere künstlerische Perspektive. Alles hier ist Gestaltungswille. Auf dem Weg in eine suffiziente, aber auch schöne Zukunft. Am Stechlin-Institut vermittelt sich die Erfahrung, dass Reduktion nicht als Verlust erfahren werden muss, sondern Suffizienz als Qualität erlebt werden kann.
Wo alle von Disruption sprechen, stellen wir unsere über Jahre erworbene Chaos-Qualifikation und die Befähigung von Künstler*innen zum Perspektivwechsel heraus – und machen diese über die Erfahrung des Ortes für Mitarbeiter*innen von Unternehmen am Stechlin-Institut verfügbar.
In der Pilotphase ist dieses Angebot auf insgesamt 10 Unternehmen limitiert und durch eine Förderung des ESF stark vergünstigt buchbar. Weitergehende Informationen erhalten Sie über info@stechlin-institut.org.
sxp
Das Sustainability Experience Program (SXP) ist an Unternehmen und Organisationen gerichtet, für die durch das Programm Nachhaltigkeit praktisch nachvollziehbar und in den Dimensionen von Effizienz, Kohärenz und Suffizienz lebendig wird.
Gelegen im Naturpark Stechlin, mitten im Wald, bietet das Stechlin-Institut im ehemaligen Gutshaus Neu-Roofen Gruppen bis 18 Personen für 1 bis 3 Tage anhaltende Erfahrungen im Themenkomplex Nachhaltigkeit. Die Veranstaltungen finden in unserer explizit nachhaltig entwickelten Infrastruktur statt: in Haus, Werkstatt, Wirtschaftsküche, Biogarten sowie in unserer umfassenden thematischen Bibliothek zu Nachhaltigkeit, Biodiversität und Transformationswissen.
Modular aufgebaut beginnt das SXP-Format mit einem Rundgang durch Haus und Garten und macht unseren nachhaltigen Ansatz als gelebtes Wissen am Stechlin-Institut und seinem “Betriebssystem” nachvollziehbar. In einem kurzen, einprägsamen Theorie-Modul werden die Teilnehmer*innen mit Grundlagen von Nachhaltigkeit vertraut gemacht. Anschließend werden in kleinen Teams, unterstützt von Menschen mit unterschiedlicher Expertise, an einzelnen Stationen “Sustainability-Hacks” praktisch durchgeführen. Die Stationen sind an die Jahreszeiten und Wünsche der Teilnehmer*innen angepasst. Dabei werden Tricks bei eher häuslichen Pflichten wie Holz hacken und stapeln, Späne spalten oder bei der Durchführung kleinerer Reparaturen erlernt. Weiter werden praktische Erfahrungen bei der Umsetzung von Permakultur im Gemüsegarten gemacht. Das kann von der Pflanzung bis zur Ernte und Verarbeitung reichen. Stets werden die Aufgaben und der damit verbundene Wissenszuwachs in Bezug zu den Nachhaltigkeitszielen gesetzt.
Bei anderen Stationen steht die Erfahrung von Biodiversität im Zentrum. Zum Beispiel werden die Bedeutung eines Magerrasens erkundet oder Insektenpopulationen beobachtet (wer hatte jemals eine Begegnung mit einem Schneeball-Blattkäfer)? Achtsamkeit mag abgedroschen klingen. Aber hier nachts mit offenen Sinnen auf der Lichtung zu liegen, den Fledermäusen bei der Jagd unter dem unfassbar weiten Sternenhimmel zuzuschauen, lässt den Bau eines Nistkastens für Fledertiere nicht mehr als triviale Bastelei erscheinen, sondern ist vom Wunsch geleitet, in bewusster Kohärenz mit anderen Lebewesen, dem Leben an sich, zu sein.
Zuletzt teilt jedes Team seine Erfahrung möglichst lebendig mit der Gruppe. Gebautes, Gefundenes und Geerntetes wird vorgestellt und besprochen. Der Abschluss wird mit Apfelsaft von der Streuobstwiese und einem gemeinsam geernteten und gekochten Abendessen gefeiert.
Ziel des SXP ist das Erlebnis eines systematisch nachhaltigen Umgangs mit Ressourcen – eingebunden in die Erfahrung von Gemeinschaft und Kohärenz. Ein Gefühl, das weit über die Tage am Stechlin-Institut hinaus wirksam ist.
quertransferSXP No 1
LandÜber
Dialog
Vorerst zwei Positionen
Stef:
Vielleicht will ich dran glauben, dass wir eine Chance haben, ein Klimaziel um die 2 Grad zu halten. Dass wir die Ausbeutung von Mensch und Erde überwinden und dem größten Desaster ever entgehen können. (Vielleicht auch meine Erfahrung der 80er, als ich als guter Waldorfschüler gegen das Waldsterben auf die Straße ging. Hat dann ja geklappt mit den Entschwefelungsanlagen und dem ganzen Kalk im Wald…)
Klar, jetzt ist es anders: Das Holozän ist vorbei. Damit auch das für die Menschheit klimatisch absolut angenehmste Zeitalter. Wie (ungemütlich) das Anthropozän ausfallen wird, ist offen. Mir bereitet die ungleiche Ressourcenverteilung und die Zerstörung des Planeten schon jetzt wiederkehrend Übelkeit. Und trotzdem gibt es in mir diese Überzeugung, dass wir es schaffen, ein Plateau für ein lebenswertes Leben auf diesem Planeten zu halten.
Romy:
Ich glaube, es ist vorbei. Ich glaube, es wird dem Planeten, in unserem Beisein, nie wieder so „gut“ gehen, wie in diesem Augenblick. Natur und Klima reflektieren gesellschaftliches Versagen und fordern radikales Umdenken.
Ich bezweifle die Umkehrbarkeit gesellschaftlicher Dynamiken, in Anbetracht sich verschärfender macht-, finanz-, nuklearpolitischer, kapitalistischer, religiöser und größter ökologischer Krisen. Wenn ich sehe, wohin sich Ahrenshoop in den letzten 16 Jahren entwickelt hat, werde ich sehr traurig.
Ich sehe nicht, wie die Konsumption des Planeten, des Ortes, von Flora und Fauna, gestoppt werden. Der Kapitalismus ist total.
Ich sehe weder Einsicht noch Demut, dafür grenzenlose Gier. Der Strand ist übersät mit ausgeschlachtetem Treibholz…
Befindet sich der Planet bereits im Prozess einer anthropogen ausgelösten Degeneration?
Atrophie des Planeten – als degenerativer Prozess? Mein Hirn schrumpft seit dreißig Jahren (Stef würde sagen: „leidet seit über dreißig Jahren an einem entzündlichen Prozess), phänomenologisch begleitet von black holes (Todeszonen) und Sklerotisierung (Desertifikation). Ich finds zwar grenzwertig, kann aber die Analogie zum gegenwärtigen Zustand des Planeten nicht vermeiden.
Das SI ist aus der Kontingenzerfahrung chronischer Atrophie hervorgegangen. Akzeptanz des Gegebenen als Voraussetzung für Coping. Gewidmet dem Lebendigen.
Ich glaube nicht an die Menschheit als Masse, aber an Einzelne. An Aktivisten und Sehende, an das Engagement von Spinnern, das im besten Fall Unzählige bewegt. Ermüdet von Debatten- und Ereiferungskultur der letzten Jahrzehnte haben wir das SI aufgebaut, weil wir etwas tun wollten (nicht nur künstlerisch /aufzeigen), eine andere Perspektive einnehmen und vor allem schaffen, gestalten, handeln –
Was wir wollen
Wir wollen gemeinsam anfangen, das SI zu einem Ort zu bauen, der als biodiverse Nische und als Kristallisationspunkt für Widerständigkeit taugt. Zum Reallabor für digitale und analoge Hacks. Drin mit funktionaler Holzheizung. Drumrum mit Permakultur. Dahin mit einer eleganten Mobilitätslösung. Gemeinsam Arbeitsmodelle testen. Um die unmittelbare und die ferne Zukunft miteinander zu schreiben.
Das Stechlin-Institut soll im Rahmen planetarer Leitplanken wachsen. Wir verstehen Aufklärung und Moderne als Chance für Nachhaltigkeit. Und wehren uns entsprechend gegen die Vereinnahmung des ländlichen Raumes durch völkische Ideologien wie durch den Kommerz. Wir wollen keine Idylle, sondern nachhaltiges Wirtschaften als soziale Praxis umsetzen. Wir wollen Bodenwiederbelebung und Ressourcenproduktivität und soziale Teilhabe statt Ausbeutung. Die Digitalisierung kulturell und sozial gefasst als Chance nutzen und einen Ort schaffen, an dem Lebensqualität auf Wertschätzung statt Wertschöpfung basiert. Wir wollen uns gegenseitig bilden. Den Ort verstehen und sehen, was wir tun können in dieser Situation und mit unseren prekären Mitteln. Sozial, suffizient und schön.
Das Projekt
Ein hybrider Raum ist am Entstehen. Zwischen Stadt und Land. Nicht nur räumlich durch neue Mobilitäts- und Arbeitskonzepte geformt, sondern als inhaltliche Option eines anderen Lebens mit Suffizienz. Es gilt diesen hybriden Raum mit zivilgesellschaftlichen Inhalten zu füllen, die sich daran orientieren nachhaltige, resiliente Lösungen für drängende Probleme zu entwerfen und exemplarisch umzusetzen.
Bei dem Projekt LandÜber zielen wir darauf ab, Potenziale sozio-ökologischer Transformationen im ländlichen Raum zu erkunden mit Bezug zur Großstadt, denn die Nachverdichtung der Städte, die damit schwindenden Freiräume und die Ökonomisierung des öffentlichen Raums lassen den ländlichen Raum als Projektionsfläche für Zukünftiges.
Gemeinsam mit 15 Menschen werden wir uns zwischen 2019 und 2020 dialogisch Nachhaltigkeitskonzepten für Leben, Arbeit, Mobilität und Gesundheit im hybriden Raum annähern, die nicht zwischen Stadt und Land unterscheiden, sondern die Potenziale beider “Welten” verbinden. Gemeinwohl-orientiert statt Profitgetrieben. Nachhaltig sozial und ökologisch verfasst. Alle Workshops sind auf die Querschnittsthemen Digitalisierung, Inklusion, den Stadt-Land Dialog und die demokratische Verfasstheit des ländlichen Umfelds ausgerichtet. Vor allem lokale Partnerorganisationen sollen in die praktischen Umsetzungen einbezogen werden.
LandÜber erarbeitet Systeminnovationen der Nachhaltigkeit auf dem Land, um die soziale und kulturelle Dimension stärker im ökologischen Diskurs zu etablieren. Im Versuch die hohe Dynamik kumulativer Transformationsprozesse der Hauptstadt in unsere Region zu übertragen, fungiert das Stechlin-Institut als Scharnier zwischen Stadt und Land als Reallabor. Wir vernetzen Menschen aus beiden Kontexten in einer einjährigen Auseinandersetzung, an deren Ende eine Zukunftsstrategie für das Stechlin-Institut steht.
Reallabor
No. 3 Protokoll
(12. – 15.03.2020)
Intro
Diesmal sollte wieder mit einer kleineren Gruppe gearbeitet werden. Mit dabei waren: Anne, Amina, Theresa, Isa, Severin, Romy, Stef. Am Freitag Abend kam dann noch Philipp Adler (von der Solawi “Kepos”) mit dazu und am Samstag kam noch Frank und wir hatten mit Lena Buss eine ausgewiesene Expertin für “Permaculture beyond Permaculture” zu Gast.
Theresa und Severin kamen am Donnerstag und haben für die Einkäufe gesorgt. Am Freitag früh kamen Anne und Amina mit dazu später dann Isa.
Wir haben uns bemüht, trotz der kurzen Verweildauer der Teilnehmer*innen die sonnigen Stunden zu nutzen und sind am Freitag abend noch an den See gefahren und hatten dann am Samstag bei der Arbeit auf dem Grundstück noch einiges an frischer Luft.
Das Hauptthema dieses Termins war das Grundstück und seine Ertüchtigung für ein zusehends trocken werdendes Klima. Lena und Philipp haben uns mit unterschiedlichen Ansätzen vertraut gemacht. Am Abend wurden wir von Philipp in die 12 Grundprinzipien der Permakultur eingeführt. Es ging um Systemisches, Integratives, und Prozessuales. Wir haben begriffen, daß wir einen langen Weg der Interaktion mit dem Natürlichen vor uns haben, der auch nicht linear verlaufen wird. Am zweiten Tag ging es dann auf die Wiese. Zuerst einmal ringsrum, für jeden mit einem Plan vom Grundstück zum weiterzeichnen. Wir richteten den Blick darauf, wo das Licht hinkommt, wo schon von “alleine” etwas wächst und warum. Wo wir noch mit Wasser hinkommen und wo nicht mehr. Dazu haben wir uns die Überbleibsel aus den Vor-Nutzungen angeschaut. Die Gärten der Geflüchteten des zweiten Weltkriegs, die bis ca. 1990 bestanden haben (ein bisschen Dill, etwas Spargel, Schnittlauch und Minze, der alte Apfelbaum, eine verwilderte Zwetschge, ein paar Narzissen und verstreut Schneeglöckchen.) Dann die Einträge aus dem EU-Projekt “Wildwiese” das ca. 20 Jahre zurück liegt und einiges an Bäumen und Sträuchern (Mirabellen, Renéclauden, Augustäpfel, u.Ä.) hinterlassen hat. Unsere zarten Maßnahmen seit 2014 sind wenig invasiv und intuitiv ziemlich auf der Linie dieser unorthodoxen Permakultur-Variante.
Resumée:
Es hat sich für uns zu kurz angefühlt. Wir glauben die min. zwei Nächte braucht es um wirklich hier zu sein/sein zu können. Mit Corona kam aber auch schon eine erste Unsicherheit mit in die Begegnung.
No. 3 Bilddaten
Waldhaus Protokoll
Praxisprojekt I Vom Stall zum Waldhaus
• gemeinschaftsbildend, langfristiger Erhalt der Bausubstanz
• wertsteigernd für das SI
• Besucher*innen bleiben länger, haben die Möglichkeit in der Sauna den Perspektivwechsel den der Ort bietet auf einer neuen Ebene zu erleben
• Gesundheitsaspekt
• sozialer Aspekt: “Schwitzhütte” “Hotspot” – im Bezug zum Heizkonzept des Haupthauses: kalte und warme Zonen + ein heißer Ort
• Kontemplation und Austausch
• Selbstfürsorge
• Raum schaffen für die Allgemeinheit
• Begegnung und Zusammenkommen
• “Schweiß als sozialer Kit” – kollektive Entschleunigung
• Ertüchtigung des Bestandes
• Entschleunigungserfahrung
• die Wiederentdeckung von Altem
• Nachhaltigkeit als Strategie neuen Wert in Bestehendem zu finden
• Abriss kritisch hinterfragen
• entwerft für eine offene Gesellschaft (Architects for future)
Ein wichtiger Aspekt in der Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit ist der Erhalt von Bestehendem. Aus dieser Position heraus ist im Rahmen des LandÜber Projektes die Idee für ein gemeinschaftliches Bauprojekt entstanden; die Instandhaltung des alten Stalls gegenüber des Hauptgebäudes. Kollektiv und im Austausch mit Expert*innen vor Ort wurde das Potential des Gebäudes für verschiedene Nutzungskonzepte in der Zukunft erkannt und diskutiert. Nachdem vor zwei Jahren das Fundament nachträglich gegossen wurde, steht einer tatsächlichen Nutzung des Gebäudes ein undichtes Dach und ein poröser Zwischenboden im Weg. Gemeinsam und unter fachlicher Anleitung soll das Dach in verschiedenen Arbeitsschritten neu gedeckt werden und ein Zwischenboden verlegt werden, ohne den ursprünglichen Charakter des alten Stalls zu überschreiben. Ebenerdig ist ein neuer Boden geplant, der den Raum für verschiedene Nutzungen eröffnet.
Narrativ:
Langlebigkeit des Schuppens – Potential für vielfältige Nutzungskonzepte in der Zukunft
Bestandssicherung
lokale Expertise, handwerkliches Geschick
Prozess: Lernen, Wissensaustausch, hands-on, Ansatz, gemeinsames Schaffen
alter Stall zu neuem Ort
Waldhaus Bilddaten
No2+ Protokoll
(27.02. – 01.03.2020)
Intro: LandÜber 2+ hatte im wesentlichen 2 Aspekte: 1. Die Sauna – als LÜ-special sozusagen. und 2. die wirtschaftliche Nachhaltigkeit des Stechlin-Instituts – hier den besonderen Bezug zu “quertransfer” als Format um Unternehmen ans SI einzuladen.
Gestartet haben wir am Freitag morgen mit Ole, Bastian, Anne, Amina, Romy und Stef. Ein paar Sonnenstrahlen haben wir am Mittag beim Spaziergang übers große Waldfeld bekommen und dann noch am Abend die allerletzten am See.
Sauna: Den Freitag haben wir hauptsächlich genutzt um den Rahmen abzustecken was getan werden muss um die Sauna sinnvoll – also vor allem nachhaltig – installieren zu können. Letztlich sind wir darüber übereingekommen, dass wir dem Waldhaus (ehemalige Stall), das ja sinnvoller weise die Sauna beherbergen soll, ein neues Dach geben müssen. Ole hat uns den Dachaufbau von der Technischen Seite erklärt, auch die Schritte für den Boden. Bastian hat dann nochmal alles an Ort und Stelle ausgemessen. Paul, der das Waldhaus bereits aufgemessen hatte wurde, wie Werner und einige Andere von Bastian telefonisch mit eingebunden.
Aus der Sauna wurde jetzt also sehr gruppendynamisch entschieden sich erstmal um eine nachhaltige Lösung für die Hülle der Sauna, also das Waldhaus zu bemühen. Dafür sollen die einen 4.000€ Praxisbudget aufgewendet werden.
- Es gibt halbfixe Termine, die in den nächsten Tagen mit den Beteiligten festgezurrt werden und dann hier stehen werden.
- Jede*r der mitmachen mag ist herzlich willkommen.
- Romy & Stef werden mit dem Nachhaltigkeitsrat abklären ob diese Maßnahme fördertechnisch
quertransfer: Am Samstag haben wir sehr konzentriert entlang der Fragen die Anne bereits zum Thema – Unternehmen am SI – gestellt hatte, gearbeitet. Wir konnten jetzt klar unsere Zielgruppe definieren:
- Wir wollen die Unternehmen ernsthaft als Partner ansprechen.
- Ähnlich wie bei den NGOs könnte sich ein Netzwerk von Unternehmen ums SI bilden.
- Dafür nehmen wir in kauf, daß wir nicht die Cash-Kows am SI haben werden und auch zukünftig eine starke Mischfinanzierung aus Fördermitteln/Projektmitteln, Einnahmen durch NGOs und eben auch Einnahmen durch Unternehmen haben werden.
next steps:
- Formulieren eines Flyers, den Romy dann baut und finalisiert.
(argumentieren mit Pilotprojekt…)
- Anne wollte noch schauen wie sie die bestehende Liste mit Unternehmen um solche erweitert, die inhaltlich passen.
Resumée:
Die Konzentration auf zwei Themen war prima. So konnten wir trotz der Kürze der Zeit was wuppen. Es geht voran!
No. 2+ Bildaten
No.2 Protokoll
Auswertung LÜ No2 (30.01. – 01.02.2020):
Intro
Innovationen von LandÜber werden keine technischen Prototypen abbilden, sondern sich eher auf somatischer (sozial, emotionaler) Ebene vollziehen. D.h. LandÜber wird vorwiegend der Etablierung einer nachhaltigen Gemeinschaft gewidmet sein.
Die technisch-praktischen Formate sind trotzdem wichtig, aber nicht in ihrem Innovationsgehalt sondern als faktische Hilfe für das SI und als gemeinsame Aufgabe.
Antrags-, Vergabe-, Mittelabruflogik hat uns von uns selbst entfremdet.
Das SI, so auch landÜber gehen hervor aus einer künstlerische Position, die zu notwendigen Transformationsprozessen Zentrales beitragen kann. wir sind Künstler und gestalten aus genau der Perspektive die Prozesse bei LandÜber. Eigentlich wollen wir ja alle zu Künstlern werdet. Und wenn man Kunst als emanzipatorischen Prozess begreift…
Ablauf
Severin und Theresa waren schon Dienstag da. Das war super aber alle fanden wir, daß Mittwoch auch passt zur Vorbereitung. Es wäre also wichtig, daß sich immer 2 Leute fänden die bei der Vorbereitung (Haus heizen, einkaufen, eingrooven) helfen könnten. Alleine kriegen wir das nicht hin.
Kleinere Gruppen: Wir waren +/- 8 Menschen und das war eine gute Größe zum arbeiten. Selbst der zeitliche Versatz hat sich Bezüglich der Intensität der Gespräche als positiv erwiesen. Das heißt natürlich nicht, daß die Plena überflüssig sind.
Viel gesprochen über den shift von praktischen Hacks zu emotionalen Verbindung zum Projekt. Zu Gemeinschaft. Kulturelle Transformation als wichtigste Aufgabe von LandÜber. LandÜber fragt, wie die drängenden Fragen Klimaschutz, Artenschutz, Verwüstung des Planeten, etc., nach persönlicher Transformation und dann kollektiv wirksam zu werden. Dazu wollten wir uns nochmal das Interview von Severin mit Thomas Bruhn anschauen, haben das aber dann doch nicht mehr gemacht. Next time …
Raumfrage
Haben uns vorgenommen den Raum zu re-strukturieren in dem wir gemeinsam arbeiten wollen. Das ist zwar nicht passiert, dafür aber eine intensive Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten die durch die LAG-Soziokult in Aussicht stehen.
LAG-Soziokultur-Förderung
die uns 25.000 Euro in Aussicht stellt.
Anne, Severin, Theresa (initiativen die schon da waren) was sind eure needs im raum.
Lounge in Küche / Ofen in der Ecke / Türe um 180Grad versetzt (Anne, Ole und andere)
Duschen im OG (Theresa)
(Severin) Wäre es möglich diese 25k öfter zu bekommen. Um dadurch sukzessive bauen zu können.
Trockner / 2x Rechner / Drucker Laser A3 Duplex, 4C
Fahrräder
Finanzielle Nachhaltigkeit des SI
Die Frage nach den Preisen in den Raum gestellt. Und zu einer Lösung gekommen.
15 € für Initiativen unter 10.000 Jahresumsatz (S)
20 € für Initiativen unter 150.000 Jahresumsatz (M)
25 € für Initiativen über 150.000 Jahresumsatz (L)
Für Einzelpersonen verlassen wir uns auf die Selbsteinschätzung der Menschen die kommen. Wichtig ist noch: Einen schönen txt schreiben.
->
Finanzen jenseits der Übernachtungspauschalen – quertransfer
Anne konnte das profi-mäßig ausbreiten was die Coorporates für Anliegen und Ansprüche, aber auch Möglichkeiten haben. Klingt total aufregend und ja: lukrativ aber ob wir das mit diesem Haus und unserem Mindset so hinkriegen…?
Im Nachgang dann: XXL-Kunden passen kaum fürs Haus. (SI kann letztlich keine Alternative zum Kletterpark oder Rafting-Abenteuer werden) Wollen aber an der Wirtschaftlichkeit – auch durch Unternehmenskunden – festhalten. Anne hat uns ein paar Fragen geschickt die wir noch bearbeiten um alle zu wissen wo es hingehen soll.
Was sind die nächsten Schritte? Konzept, etc…Anne/Marco/Frank und sicher wir als Künstler. Ganz stark die Nachhaltigkeitsaspekte betonen. Unternehmen eher als Partner adressieren. Augenhöhe.
(das sind aber Fragen die nicht unbedingt zu LandÜber gehören – uns ist klar, daß sich dafür nicht jede*r interessieren muß.)
Umbau
Auch wenn wir die Förderzusage bekommen dauert das noch ein Weilchen bis wir die Mittel ohne zuviel Restraints (Kredite) zu bekommen.
Brandschutz noch immer Thema…
Zu allererst müssen wir uns um die Veränderung unserer Gesellschaftsform kümmern, damit wir förderfähig für Aktion Mensch werden (Förderquote ca. 80%). Dann schauen was nicht unter Barrierefreiheit fällt und entsprechend über LEADER laufen muss (Förderquote 45%).
Hausladen
Für NGOs und Einzelne (gerade für die Fahrrad- und Öffi-Fahrer*innen) Problem: Schwere Güter machen das Herkommen mühsam. Deshalb Grundausstattung mit haltbaren Produkten. Haben kurze Umfrage zwischen uns gemacht. Wollen die NGOs befragen die schon hier waren.
Fahrradlogistik
(haben darüber eher weniger gesprochen – letztlich war klar, daß Initiativen doch mit min. 1 PKW kommen)
Lastenrad am Bhf Fürstenberg /
GUTE Fahrräder am Bhf Fb
Wasserspeicher/Brunnen
Wasserspeicher/Brunnen (Trockenheit wird ein wachsendes Problem werden. Entweder Brunnen oder Zisterne
Frank sagt: Brunnen ist einfacher Verwaltungsakt. Kostet aber. Bei ihm: 20.000€
Wir wollen ja keine ganze Gemüseproduktion wässern. Was ist in unserem Fall ökolog./ökonom. sinnvoll?
REcherche!
Thema Waldbrand (Frank)
Thema Abwasser auffangen (Theresa)
Bosch (internationales Netzwerk):
Rurale Orte kultureller Transformation verknüpfen
Neu entstandenes Wissen sichern
Selbstvergewisserung (wir sind eine Gemeinschaft, nicht alleine)
Die Orte sind Anlaufstellen für NGOs
Heterogene Struktur (die Form und Ordnung ist individuell)
Soziale Beziehung ist Key
gemeinsam rauskriegen wie lebendiges Wissen weitergetragen werden kann.
Entwurf geht bis 5.2. an Bosch (BAN)
Kommunikation (LandÜber intern):
Signal bleibt für schnelle Kommunikation. Nextcloud nur noch Datenspeicher. (Isa meint es gibt so etwas wie Word für Nextcloud – wir fragen mal Stefan). Google Drive für die gemeinsamen Dokumente. (auch wenn Google böse ist)
Resumée:
Es war ein Riesenschritt nach vorn. Kommt gerne auch flexibler aber kommt – und am besten bleibt für 2 Nächte, dann wird es viel entspannter und die Pausen werden bewusster genommen. VIELEN DANK AN ALLE DIE DA WAREN!
No.2 Bilddaten
No.1 Protokoll
Auswertung LÜ No1:
Grundsätzliche Stoßrichtung nicht vermittelt. Vision vom SI. Haben die Leute nicht zum Thema Nachhaltigkeit befragt. Haben keine Gemeinschaft erzeugt. Auch nicht übers Thema.
Gruppen haben referiert – dann kein Gespräch keine Reflektion, keine Weiterentwicklung.
Zuwenig Mitgestaltung des Prozesses. Weil die Leute nicht wussten was das gemeinsame Ziel von LÜ ist.
Ziel von LÜ: Relevante Resultate für das SI – die aus der Gemeinschaft hervorgehen. Gedacht, recherchiert, verhandelt, umgesetzt.
Gemeinschaft aufbauen (Vertrauen Schaffen. Das Emotionale, der Schmerz am Verlust des Intakten)
SI vermitteln (Haltung, Ziele, …) (aber auch die Erwartungen der TN werden abgefragt)
Praktische Umsetzungen finden, planen, realisieren.
Wir haben großes Interesse bei LandÜber etwas rauszukriegen – dafür, dass es gelingt, versuchen wir in Gemeinschaft und Raum optimale Bedingungen zu schaffen.
Die Gemeinschaft sollte sich offen aufeinander einlassen, vertrauen und sich emotional investieren. Eben weil genau die Frage: „Schafft der Mensch den Mindshift?“, sozial und emotional gestellt werden muß.
Es wär großartig, wenn die Gemeinschaft für das SI nachhaltig relevante Aspekte verhandelt. Dazu muss sie über die Perspektive des SI, d.h. den laufenden und zukünftigen Bertrieb informiert sein. Da geht es um Haltung der Nachhaltigkeit, den Künstlern, Initiativen, möglichen Firmenkunden, Stiftungen gegenüber, über die wir aufklären müssen.